Das Zungenband - Probleme beim Baby und Kleinkind

Manche Babys haben Probleme beim Saugen an der Brust oder an der Flasche, sie rutschen immer wieder von der Brustwarze oder vom Sauger ab, zeigen Schnalzgeräusche beim Saugen, Milch läuft aus den Mundwinkeln oder die Mutter hat Schmerzen während oder nach dem Stillen. Diese Probleme können Hinweise auf sogenannte "Orale Restriktionen" sein: Das Zungenband kann zu kurz oder zu weit vorn angewachsen sein; manchmal machen auch kurze Lippen- oder Wangenbänder Probleme.

Ist die Zunge durch ein zu kurzes oder zu weit vorn in Richtung Zungenspitze angewachsenes Zungenband "gefesselt", kann es im Kleinkindalter zu Kau- und Essproblemen kommen. Häufig zeigt sich die Zungenspitze herzförmig eingezogen. Oft atmen die Babys und Kleinkinder durch den Mund und die Zunge liegt in Ruhe am Mundboden oder zwischen den Zahnleisten. Bei Kleinkindern kommt es durch die Mundatmung häufig zu immer wiederkehrenden Erkältungskrankheiten und manche Kinder zeigen (Durch-)Schlafprobleme. Bei einigen Kindern zeigen sich Aussprachestörungen, vor allem in Bezug auf die Zungenspitzenlaute wie "l", "n", "d", "t", "s" und "sch".

Wenn Sie sich unsicher sind, sollten Sie Ihr Kind logopädisch und ärztlich diesbezüglich untersuchen lassen.

Falls ein operatives Lösen des Bandes Sinn macht, sollte das Kind interdisziplinär durch Ärzte und geschulte Therapeut*innen vorbehandelt werden. Sie als Eltern bekommen in der Logopädie Übungen zur Förderung der Mundfunktionen angeleitet. Dies ist bereits bei den Kleinsten möglich.

Nach dem Lösen des Bandes (unabhängig von der Operationsart) ist nach wenigen Tagen die logopädische Weiterbehandlung sinnvoll und wichtig. Eine sogenannte "offene Wundheilung" (ohne Naht) empfehle ich aus meiner persönlichen Erfahrung mit etlichen Babys und Kleinkindern eher für Babys bis ca. 10 Monate. Anschließend halte ich persönlich resorbierbare Nähte für sinnvoll, damit es zu keinem Reattachment (Wiederanhaften des Gewebes) kommt.

Ich befasse mich bereits seit 2007 mit oralen Restriktionen und ich bin froh, dass sich immer mehr Ärzt*innen und Therapeut*innen sowie Stillberaterinnen fortbilden und es mehr Anlaufstellen für Patient*innen zur ärztlichen Beratung und zur Durchführung eines operativen Eingriffs gibt.

Das Zungenband - Probleme bei Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen

Immer wieder sehen wir in der Logopädie bei größeren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen - vor allem im Rahmen sogenannter Myofunktioneller Störungen - sehr kurze oder weit vorn an der Zungenspitze angewachsene Zungenbänder. Häufig kommen die Kinder und Jugendliche wegen Aussprachestörungen zu uns, oft sind die Laute "s" (Sigmatismus) und "sch" (Schetismus) betroffen. Die Zunge stößt beim Sprechen gegen die Zähne oder rutscht zwischen die Zahnreihen ("lispeln"), manchmal entweicht die Luft auch seitlich. Das Schlucken zeigt sich meist nicht physiologisch und zwar mit der Zunge hinter den Zähnen liegend und gegen den Gaumen gerichtet. Vielmehr stößt die Zunge beim Schluckvorgang gegen die Zähne oder drückt sich zwischen die Zahnreihen. Dies hat auf Dauer negative Auswirkungen auf die Zahn- und Kieferentwicklung.

In vielen Fällen zeigt sich eine Mundatmung und eine ungünstige Zungenlage am Mundboden oder zwischen den Zähnen. Oft werden die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen vom Zahnarzt oder Kieferorthopäden zu uns geschickt.

In jedem Fall müssen die Mundfunktionen zunächst beübt und die Wahrnehmung im Mundraum geschult werden, bevor ein operatives Lösen des Zungenbandes und eventuell der Wangenbänder sinnvoll ist. Lippenbänder machen in der Logopädie meiner Erfahrung nach viel seltener Probleme. In der Regel wird das Lösen des Lippenbandes dann empfohlen, wenn sich dadurch ein Diastema (Zahnlücke zwischen den oberen Schneidezähnen) zeigt.

Wird das Zungeband gelöst, kann sich die Zunge freier bewegen. Die Wunde verheilt sehr schnell. Falls genäht wird, verwenden die meisten Ärzte selbstauflösende Fäden. Es bildet sich nach wenigen Tagen ein neues, deutlich längeres und flexibleres Zungenband, sofern die Nachsorge gut ist. Voraussetzung ist eine tägliche Durchführung der logopädischen Übungen.

Häufig zeigt sich zudem eine bessere Kieferöffnung und die logopädischen Übungen können besser "fruchten".

Mehr Informationen finden Sie auf www.defagor.de und auf www.zungenbandzentrum.de