Logopädie bei Erwachsenen

Stimmprobleme

Bei ständiger Heiserkeit, z. B. nach einer starken Erkältung, durch Überanstrengung der Stimme (z. B. bei Personen mit Sprechberufen) oder nach Operationen im HNO-Bereich, kann eine logopädische Stimmtherapie helfen. Bei einer unphysiolgischen Stimme sprechen wir von einer Stimmstörung, fachsprachlich von einer Dysphonie.

Neben aktiven Übungen zur Atmung, Stimmgebung und Artikulation, können die manuelle Stimmtherapie oder auch Teile aus der Myofunktionellen Therapie nach Kittel entlastend sein.

In der Therapie werden Stimm-schonende Maßnahmen besprochen.

Die Übungsbereiche umfassen in der Regel

  • eine gute Haltung (Sitzen und Stand)
  • eine bestmöglich ausgeglichene Gesamtkörperspannung
  • eine tiefe, physiologische Atmung
  • eine gute Kieferöffnung
  • eine deutliche Artikulation
  • die Erarbeitung von Atem- und Stimmübungen
  • Informationen zur Stimmhygiene
  • Übungen zum Transfer des Gelernten in den Alltag

In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, zusätzlich physiotherapeutische oder osteopathische Behandlungen in Anspruch zu nehmen.

Erworbene Sprach- und Sprechstörungen

Probleme im Bereich der Sprache, z. B. in Form von Wortfindungsstörungen, Satzbauschwierigkeiten und ähnlichem, können nach einem Schlaganfall oder bei anderen neurologischen Störungsbildern auftreten (Aphasie). Hier sollte eine zeitnahe logopädische Therapie stattfinden.

Zudem können neurologisch bedingte Aussprachestörungen auftreten, die das deutliche Sprechen und teilweise die Atem- und Stimmfunktion betreffen. Das Sprechen klingt dann häufig verwaschen oder stockend (Dysarthrie). Kommen Atem- und Stimmprobleme hinzu, sprechen wir von einer Dysarthrophonie.

Zeigen sich Symptome in Form von Suchbewegungen und einer starken Sprechanstrengung, kann dies auf eine Sprechapraxie hindeuten.

Neurologisch oder organisch bedingte Schluckstörungen

Im Rahmen neurologischer Störungsbilder kann die Schluckfunktion auffällig sein (Dysphagie). Dies kann auch bei organischen Veränderungen, z. B. nach Operationen im HNO-Bereich vorkommen (z. B. Schilddrüsen-Operationen oder Entfernung von Zungen-, Mundboden- oder Kehlkopfkarzinomen).

Viele Betroffene räupern oder husten z. B. während oder nach dem Trinken. Manchmal ist auch nur das Essen und beispielsweise ausschließlich das Schlucken einer bestimmten Nahrungskonsistenz schwierig. Anhand von verschiedenen Maßnahmen, wie zum Beispiel der Anpassung der Kostform, dem Andicken der Flüssigkeiten, der Veränderung der (Kopf-)haltung und mit Hilfe spezieller Schluckübungen, kann die logopädische Beratung und Therapie hilfreich sein.

Tipps bei Schluckstörungen

  • Kleine Bissen / Schlucke
  • Nicht sprechen
  • Keine Ablenkung, z. B. Radio
  • Beim Schlucken das Kinn leicht in Richtung Brust nehmen
  • Gute Haltung, am besten möglichst aufrecht sitzend und mit gutem Kontakt der Füße auf dem Boden

Wenn Sie sich oft verschucken oder Ihr Angehöriger Schluckprobleme zeigt, sprechen Sie baldmöglichst mit Ihrem Arzt und nehmen Sie eine logopädische Beratung und Behandlung in Anspruch. Manchmal sind auch weitere ärztliche Schluckuntersuchungen empfehlenswert, um die logopädische Therapie gut planen zu können.

Ein häufiges Verschlucken sollte aufgrund der Gefahr einer Aspiration und einer eventuell daraus resultierenden Lungenentzündung nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Gesichtslähmungen (Fazialisparese)

Es gibt neben neurologischen Ursachen auch andere Ursachen für eine z. T. plötzlich auftretende Lähmung einer Gesichtshälfte (z. B. Borreliose, Infekte).

Logopädische Übungen und Stimulationen (z. B. mit Eis und Vibration) können bei der Regeneration des Nervs unterstützen.

Ziel ist, die betroffene und gelähmte Seite zu aktivieren und die gesunde Seite bestmöglich zu entspannen. Die gesunde Gesichtshälfte darf auf keinen Fall zu sehr aktiviert und trainiert werden, da sonst die Asymmetrie noch mehr auffällt und die Aktivierung des betroffenen Gesichtsnerves aufgrund der Kompensationsbewegungen nicht optimal ist.

Myofunktionelle Störungen / Aussprachestörungen des "s"- und "sch"-Lautes

Manchmal ist auch noch im Erwachsenenalter eine kieferorthopädische Behandlung angezeigt oder erwünscht. Falls der Zahnarzt / Kieferorthopäde ein fehlerhaftes Schluckmuster (gegen oder zwischen die Zähne gerichtet) feststellt, ist die Therapie der Myofunktion wichtig. Die Zunge muss lernen, in Ruhe und beim Schlucken am richtigen Platz (am Gaumen hinter den Zähnen) zu liegen. Zungen- und Lippenübungen können unterstützend helfen. Liegt eine myofunktionell bedingte Aussprachestörung vor, kann eine Verbesserung auch im Erwachsenenalter erzielt werden.

Beim Knirschen und bei Cranio-mandibulären Dysfunktionen (CMD) kann eine Myofunktionelle Therapie in Kombination mit manuellen Techniken ausgleichend und entlastend wirken. Einige Patient*innen berichten, dass ihnen die myofunktionellen Übungen neben physiotherapeutischen und osteopathischen Übungen sehr gut helfen, vor allem weil sie die Übungen aktiv im Alltag anwenden können.

Sprechunflüssigkeiten (Stottern / Poltern)

Schwierigkeiten im flüssigen Sprechen können im privaten und beruflichen Umfeld zu Einschränkungen und zu einem deutlichen Leidensdruck führen. Auch ein zu schnelles Sprechtempo, ein ständiges "Verhaspeln" beim Sprechen und Verschlucken von Lauten, wie es häufig beim Poltern vorkommt, kann zu Einschränkungen führen. Eine logopädische Therapie kann helfen.